Dass mein Eisenspiegel und das damit verbundene Hämoglobin und die Erythrozyten nicht besonders hoch waren, wusste ich schon von einigen Routineuntersuchungen bei meinem Hausarzt. Ich befand mich immer schon am unteren Level des Toleranzbereichs. Dieser ist laut der Meinung meines Arztes eh schon knapp bemessen und eigentlich auch für "normale" Menschen nicht wirklich ausreichend. Für einen Ausdauersportler war er aber wohl so schon damals erheblich zu niedrig. Laut dem Doc wäre eine Erhöhung des Eisenspiegels das effektivste legale Doping, was natürlich schon verlockend klang. Daher hatte ich auf sein Anraten schon einmal mein Glück mit freiverkäuflichen Eisentabletten versucht. Getreu dem Motto "gibt's nicht auch was von ratiopharm?" hatte ich mir bei einer Versandapotheke einfach mal das günstigste 100er Päckchen bestellt. Vorher hatte ich zwar schon etwas im Internet über Empfehlungen bezüglich der Dosierung gegoogelt, aber die warnenden Worte über Magen- und Verdauungsbeschwerden nach der Einnahme der Pillen dann doch nicht für voll genommen. Gerade bei Gesundheitsthemen schreiben ja vorwiegend die Leute, die Probleme mit irgendwas hatten und nicht die, bei denen alles gut gelaufen ist. Da ich ja auch mit Magnesium, Calcium oder Vitamintabletten nie Probleme hatte, dachte ich mir "Eisen ist doch auch nur ein Mineral...".
Tja, zu früh gefreut. Die ersten beiden Tage mit den Drops habe ich gar nichts von irgendwelchen Nebenwirkungen gemerkt und war davon ausgegangen, dass es so weitergeht. Aber an Tag drei habe ich von jetzt auf gleich ziemliche Magenbeschwerden bekommen, die dann quasi täglich schlimmer geworden sind. Also habe ich das Experiment nach noch nicht mal einer Woche eingestellt. Noch waren die Werte ja nicht kritisch und es sollte auch ohne gehen. Weil ich auch recht wenig Fleisch esse, wurde der Ferumspiegel aber so auch nicht besser. Neudeutsch nennt man das wohl Flexitarierer, also Personen die sehr wenig Fleisch essen, es aber nicht wie Vegetarier völlig ablehnen. Soweit war aber erst mal alles gut, körperlich hatte ich bisher keine merkbaren Einschränkungen.
Das hätte auch alles so bleiben können, wenn ich mich jetzt nicht für zwei größere und dazwischen noch einige kleinere Operationen "entschieden" hätte. Da man bei solchen großflächigen chirurgischen Eingriffen schon jede Menge Blut verliert und wenn dann in diesem Fall die Wunde wochenlang offen verheilen muss, geht alleine schon dadurch der Eisenspiegel deutlich in den Keller. Nebenbei braucht der Körper in so einer Heilungs-Situation auch noch deutlich mehr Eisen als im „normalen“ gesunden Zustand. Im Ergebnis ist man dann noch schlapper, als eh schon nach einer Operation zu erwarten gewesen wäre. Als dann noch stark eingerissene Mundwinkel als optisch sichtbares Merkmal hinzukamen, habe ich meinen Doc einmal drauf angesprochen. Nach einem erneuten Bluttest kam dann auch die Diagnose Anämie. Sprich deutliche Blutarmut mit verkleinerten Erythrozyten und stark verringerten Eisenspiegel unterhalb des Normbereiches. Nun gab es die Optionen, es noch einmal mit Tabletten oder – was jedoch von den Krankenkassen wohl erst nach anderen fehlgeschlagenen Experimenten mit Tabletten bezahlt wird – einer Eiseninfusion per Spritze zu versuchen. Nicht nur das die Krankenkasse hier evtl. nicht direkt mitspielt, auch soll die Eiseninfusion auch nicht ganz risikofrei sein, wobei ich nicht hinterfragt habe, was für Nebenwirkungen hier zu befürchten wären. Da ich meinen Arzt direkt auf die starken Nebenwirkungen meiner ersten Eisentabletteneinnahme hingewiesen hatte, hat er mir Tabletten verschrieben (nicht von ratiopharm), die sich erst später im Darm auflösen und dadurch das Risiko von Beschwerden erheblich verringert sein soll.
Leider muss man vor einer sinnvollen erneuten Messung etwa drei Monate warten, sprich ich muss erst einmal die ganze 100er Packung an Eisentabellen zu mir genommen haben, um zu gucken, ob die Maßnahmen etwas gebracht haben. Ärgerlicherweise merke ich bereits jetzt, dass sich die Pillen nicht besonders positiv auf die Verdauung auswirken. Es ist nicht ganz so unangenehm (bisher), wie mein erster Versuch, aber es könnte auch besser sein. Evtl. reicht ja später eine etwas andere Ernährung und/oder eine Tablette in größeren Abständen ohne die Nebenwirkungen, um den einmal wieder normalisierten Spiegel auf dem richtigen (hohen) Niveau zu halten. Ich habe mir schon einmal eine Übersicht der Lebensmittel, die ich verstärkt essen werde und die eine hohe Eisenverfügbarkeit versprechen, aufgelistet:
Lebensmittel |
Eisengehalt in mg/100g |
Blutwurst |
29,4 |
Spinat |
4,1 |
Rindfleisch |
3,2 |
Hirse (geschält) |
7,0 |
Getrocknete Aprikosen |
5,2 |
Der Eisengehalt von Lebensmitteln ist sehr unterschiedlich. Auch der Eisenbedarf pro Tag eines Menschen unterscheidet sich je nach Geschlecht, Alter und Lebensphase zum Teil erheblich. Folgende Grundsätze gelten offenbar:
Männer: 10mg, Jungen: 12mg, Frauen und Mädchen: 15mg, Stillende: 20 mg, Schwangere: 30mg. Die Mengen beziehen sich auch den Eisenbedarf in Milligramm pro Tag.
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