Das Fahrrad ist das einzige Sportgerät, dass der Triathlet - mal abgesehen vom Neo - beim Wettkampf verwenden darf. Daher sollte es hier wohl etwas „besonderes“ sein, das möglichst optimal beim Sport unterstützt. Aber wie komme ich nun zu einem für mich optimalen Fahrrad?

Da ich relativ wenig Ahnung von den technischen Voraussetzungen in dem Bereich Rennrad/Triathlonrad hatte, wollte ich mich hier von Experten beraten lassen. Was liegt also näher, als den oft zitierten Fach-Einzelhandel aufzusuchen? Leider wurde ich hier mehrfach stark enttäuscht. So bin ich unmittelbar nach der Idee zu zwei mittelgroßen Fahrradhändlern in der Nähe gefahren und hoffte hier auf fachmännische und auf meine Bedürfnisse fokussierte Beratung. Gerade kleinere Läden, die nicht permanent Kundschaft haben und teure Räder verkaufen, sollten doch die Zeit haben einen umfassend zu beraten. Leider scheint man hier in erster Linie daran interessiert, die Räder, die vermutlich schon länger rumstanden und langsam mal „raus müssen“ an den vermeintlichen Leien zu bringen. So wurden mir nach der Angabe des geplanten Budgets zwar verschiedene Räder gezeigt, allerdings wurde sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, mich zumindest ansatzweise zu vermessen, um die richtige Rahmenhöhe zu wählen. Ich sollte mich einfach mal draufsetzen und wenn ich an die Pedale komme, würde es schon passen. Nun bin ich kein Jan Ulrich und brauche kein 100 % auf mich abgestimmtes und vermutlich individuell gebautes Fahrrad, aber etwas Anpassung im Rahmen der Möglichkeiten sollte doch schon sein. So gewinnt man mich sicher nicht als Kunden.

Daher habe ich dann mal einen etwas größeren Händler „Bike Discount Megastore“ aufgesucht, der auf über 24.000 qm Gesamtfläche alles rund ums Radfahren bietet. Hier sollte man mir doch vernünftig und umfassend helfen können. Aber auch hier weit gefehlt. Zunächst einmal musste ich eine gefühlte Ewigkeit am Infoschalter der Radberatung warten, bis dann endlich einmal ein Berater auf mich zukam. Entweder habe ich hier einen Azubi oder einen frisch angelernten Mitarbeiter erwischt. Doch die Beratung war trotz größerer Verkaufsfläche und optisch mehr Auswahl eher noch begrenzter als bei den kleinen Händlern die ich schon kannte. Nachdem ich kurz mein Anliegen, ein Rad fürs Renntraining und Triathlon und mein potentielles Budget genannt hatte, wurde ich zu einem Rad der Hausmarke geführt. Das wäre das Rad für meine Bedürfnisse. Für eine Probefahrt könnte man mir gerne Pedale montieren (was für ein Service). Auf meine Frage, woran ich die für meine Körpergröße optimale Rahmenhöhe bzw. Geometrie erkennen würde, wurde nur etwas Nichtssagendes gemurmelt. Aus etwas Distanz wurde das Verkaufsgespräch von einem vermeintlichen Vorgesetzten beobachtet. Aber statt bei der Beratung zu helfen, hatte dieser nur Sorge um das Material, denn als der Mitarbeiter die Testpedale mit dem Fünfkant montieren wollte und dabei etwas abrutschte, kam er schnell herbeigesprintet und erklärte seinem Kollegen, mit welcher Methode man die Pedale montieren könnte, ohne den Rahmen zu zerkratzen. Das Ganze wirkte mehr als peinlich und unprofessionell. Nach der Lehrstunde war der Vorgesetzte auch ganz schnell wieder verschwunden. Nach meiner Probefahrt habe ich es ihm gleich getan und auch dort kein Rad gekauft. Das alles kann ich im Internet günstiger und mit ähnlicher Beratungsqualität haben!

Also habe ich - wie auch schon ursprünglich vermutet - eine weitere Strecke auf mich genommen und bin zu Rose Bike in Bocholt gefahren. Hier gibt es anscheinend noch wirkliche Beratung von Leuten die Ihr Fach verstehen. Zunächst gibt es hier quasi gar keine Fahrräder von der Stange, die man einfach so mitnehmen könnte. Es gibt zwar vorkonfigurierte Modelle, die aber immer jeweils individuell zusammengebaut werden. Daher kann auch wirklich jedes Teil auf die persönlichen Wünsche hin angepasst werden. Als erstes hat mir der Berater von meiner Idee, einem reinen Triathlon Zeitfahrrad, abgeraten, auch wenn er damit vermutlich mehr Umsatz gemacht hätte. Da ich ja schon ein relativ gutes und leichtes Mountainbike hatte, dachte ich, ein spezielles Rad nur für den Triathlon wäre die richtige Idee. Allerdings ist eine dauerhafte Aerositzposition - gerade am Anfang - kaum optimal für das Training und eher etwas für die Fortgeschrittenen Triathleten im Wettkampf. Als guten Kompromiss hat mir dann der Verkäufer ein aerodynamisches Rennrad mit Lenkerauflagen empfohlen. Ich wurde mittels 3D-Laser-irgendwas vermessen und die Rahmenhöhe und Einstellung des Vorbaus wurde über Spacer an meine Körperabmessungen angepasst. Nach einer Probefahrt auf einem typgleichen Modell und der Auswahl der Wunschfarbe sowie weiterer Optionen (z.B. spezifische Zahnräder bei der Gangschaltung), wurde der Kaufvertrag unterschrieben.

Jetzt musste ich nur noch zwei Monate warten, bis die ersehnte E-Mail kam, dass mein Rad fertig zusammengebaut und abholbereit ist.